Triest ist am Yppenmarkt
Eine junge Frau radelt vorbei und winkt so heftig, dass sie einen Augenblick die Kontrolle über ihr Rad zu verlieren scheint. „Das ist wie ein Dorf hier„, lacht Irene StrobI und winkt zurück. Der Yppenmarkt im 16. Bezirk, die Fortsetzung des Brunnenmarktes, ist in den letzten Jahren zum beliebten Szenetreff geworden.
Die friedliche Koexistenz von Wiener Bobos und türkischen Mamas wird hier anschaulich demonstriert – vor allem an Samstagvormittagen, wenn alle auf den Beinen sind. In der kleinen Bar mit der blauen Fassade ist dann ein rechtes Griss um die freien Plätze, und die Schneidemaschine ist in Dauerbetrieb.
„La Salvia“ hat Irene StrobI ihren kleinen Feinkostladen genannt – „damit’s auch die Wiener aussprechen können„, lacht sie. Auch nach fünf Jahren als Standlerin ist ihr das Lachen nicht vergangen, obwohl das oft schon Schwerarbeit ist.
Das Beste aus dem Karst, aus Friaul und Julisch Venetien hat sie in den Regalen. Sa- lami von einem kleinen Bauern, der extra für sie produziert; Prosciutto aus San Daniele und dem slowenischen Karst; eine köstliche Coppa und Grottenkäse von Zidaric; Weine von Kante und Sancin; die besten Olivenöle; neuerdings auch Bio-Branzino von Irena Fonda aus Piran und sonst noch allerlei.
Begonnen hat die Geschichte damit, dass die gebürtige Linzerin während des Studiums gerne mit Freundinnen im Nachtzug nach Triest fuhr. Dabei wuchs die Liebe zu Triest, den Menschen und ihren Delikatessen langsam und stetig, bis sie schon an Umzug dachte.
„Dann habe ich beschlossen, Triest nach Wien zu holen„, sagt die ehemalige Kulturmanagerin. Schließlich hatte die Großmutter im Mühlviertel eine Greißlerei, also lag da schon was in den Genen. Alle paar Wochen fährt sie ihre Produzenten besuchen.
Dann setzt sie sich am Sonntag in ihren Lieferwagen und fährt los. Montag ist geschlossen, also muss sie frühestens Dienstag wieder zurück sein. Kann ja sein, dass sich dabei auch ein Häuschen im Karst findet…
66 GUSTO 05/2011